Predigtnachlese

Frech! Ambitionierte junge (Hobby-)Sportler! Nichts dagegen eigentlich und dennoch deckt sich da etwas mit den Erfahrungen, die ich auch bei meinen eigenen Kindern schon mache: Diese Generation wird – von klein auf – fast ausschliesslich auf Leistung getrimmt. Es geht permanent um Entwicklung, um das Vorne-sein, es geht um Prioritätensetzung und um Bestleistung. „Du kannst ein Star werden, ein Model, ein Popstar, eine Designerin, ein Internetkreativer!“ „Und weisst du was, wo wir schon so viel in dich investieren musst das auch bitte schön werden!“ Denen, die es nicht schaffen, rufen wir zu: „try harder“. „Du bist selbst schuld.“ „Pech, du es nicht gepackt.“ „Du bist ein Verlierer, einer, der zu spät gekommen ist.“ Vergiss es, die Party des Lebens findet ohne dich statt.“ „Du wirst nicht vermisst. Die anderen sind ja da.“ Solche Entwicklungen machen mir Angst. Hinter solch einem Denken verstecken sich Allmachtfantasien, versteckt sich die fast schon pathologische Angst, sich selbst erlösen zu müssen. Eine solche Gesellschaftsform steuert in einen platten Materialismus, gepaart mit schrecklicher Gedankenlosigkeit. Statt auf Ideale setzen wir nur noch auf Idole.

In so einer „Kultur“, das wundert mich nicht, ist kein Platz und kein Verständnis mehr für die christliche Botschaft. Wen soll denn das bitte noch hinter dem Ofen hervorholen:
Ein Gott, der herabsteigt, statt aufzusteigen. Ein Gott, der es nicht packt. Einer, der verspottet wird, bespuckt und geschlagen. Ein Opfer, dem man seine Kleider öffentlich ausziehen kann und den man hinrichtet, dass es grausamer nicht geht – public viewing inklusive.
Eine solche Botschaft hat wirklich keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft. Kein Wunder, degradieren wir das Osterfest im besten Fall noch auf das Niveau eines Schoki-Hasen. Die sind uns noch willkommen. Mit Dekoration kennen wir uns aus. Aber der übermässige Genuss von Schoki-Hasen ist ein ziemlich ambivalentes kurzfristiges Vergnügen. Ihr Nährwert ist beschränkt. Das merken früher oder später selbst Hobby-Sportler.

Die Botschaft des leeren Grabes ist anders. Sie gleicht eher Vollkornbrot. Sie sieht auf den ersten Blick nicht so verlockend aus, aber sie nährt wirklich, stärkt langfristig. Sie verheisst: Die angenagelte, scheinbar ohnmächtige Liebe behält das letzte Wort. Jesus Christus hält die Liebe zu Gott am Kreuz über den Tod hinaus durch. Die Liebe siegt. Wer diese Liebe hineinlässt in sein Leben, in sein Fragen und Suchen, in sein Scheitern und Nicht-mehr können-und-wollen, in seine Krankheit und sein Sterben, der erfährt etwas, was wirklicher ist als alles, was er selber machen, erreichen und ergreifen kann. Es gibt eine Freude in Augen, die noch tränen-feucht sind. Eine Freude, die den Karfreitag nicht leugnet oder mit Durchhalteparolen belegt, sondern ihn mit Liebe unterfängt. Eine Freude, die aus tiefster Geborgenheit kommt, eine Freude, die so stark ist, dass sie uns zum Wichtigsten des Lebens wird.

„Frohlocket, ihr Chöre der Engel“, haben wir eben gesungen. Und wir haben vom Engel am Grab das „Fürchte dich nicht.“ gehört. Diese österliche Botschaft entspringt einem tiefen Realismus: Ja, es gibt wahnsinnig viel Schönes, aber auch noch viel mehr Leid. Ja, es gibt das pralle Leben aber dazu gehören auch viele kleine und schmerzhafte T ode. Ja, es gibt viele Möglichkeiten im Leben aber damit verbunden auch viel Schuld. Jesus Christus ist als der Auferstandene das Wichtigste in unserem ganzen Leben. Ich bete darum, dass wir es schaffen, unseren Kindern das mit zu geben. Das Grab ist leer: Das Leben ist ganz anderswo als wir es gemeinhin suchen. Bleiben wir auf dem Weg. Fürchten wir uns nicht! Amen!

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